Mein Sohn Robin (11) möchte mal wieder mit dem Rad zur Schule nach Hameln fahren. Kein Problem, aber zuerst muss ich (Corinna, 44) gucken, ob ich Zeit habe. Denn zum einen gibt es eine gefährliche Straßenquerung und zum anderen sind meine Kids im Stadtverkehr noch nicht so geübt, deshalb möchte ich vorerst noch diese Strecke mit ihnen zusammenfahren. Da ich keine Termine oder dringende Besorgungen zu erledigen habe und das Wetter auch mitspielt, passt es, und wir machen uns um zehn vor sieben in Dehmke los. Meine Tochter Ronja (13) hat heute keine Lust und fährt mit dem Bus.
Robin besteht darauf mit dem E-Bike zu fahren. Das ist ein kleines Klapp-Rad mit 14-Zoll-Reifen ohne Gepäckträger. „Dann trag ich meine Schulsachen eben auf dem Rücken in einem Rucksack“, verkündet er. Nagut, die schweren Bücher nehme ich ihm ab und packe sie mit seinem Frühstück in einen Beutel in meine Radtasche.
Von Wördeholz Richtung Halvestorf fürchte ich schon die Strecke, da sie voller Schlaglöcher ist – doch siehe da: offensichtlich wurden diese Löcher ausgebessert. Super! Doch die Freude währt nicht lange: Mitten auf der Strecke wurde mit der Oberflächensanierung aufgehört, und dort lauern wieder bis zu 15 cm tiefe Furchen in der Straße. Ich vermute, da verläuft die Gemeindegrenze zwischen Aerzen und Hameln.
Weiter geht’s die die Kreisstraße 29 entlang, bis diese die Landesstraße Richtung Hameln kreuzt. Hier müssen wir die Straße überqueren. Zum wiederholten Mal schärfe ich Robin ein, wie vorsichtig er hier sein muss. Denn an dieser Stelle haben bereits zwei 15-jährige Radfahrer ihr Leben verloren (2005 und 2015), 2014 wurde ein 11-jähriger Fahrradfahrer schwer verletzt. Ein weiß-lackiertes Rad – ein sogenanntes „Ghost-Rad“ – erinnert an die Unfälle.
Weiter geht es durch die Felder Richtung Campingplatz an der Weser – hier ist es superschön und super ruhig.
In Hameln dann geht’s über die neue Weserbrücke in die Stadt, dann in die Erichstraße. Ab da müssen wir uns auf dem Geh-/Radweg durch die ganzen Schüler schlängeln, die zum Schiller-Gymnasium, zur Kielhorn-Schule, zur Pestalozzi-Schule und zum Schulzentrum Nord wollen. Wir klingeln uns den Weg frei, doch manchmal ist der Straßenverkehr so laut, dass man die Klingel gar nicht hören kann.
Schließlich kommen wir um halb acht – also nach gut 40 Minuten – am Albert-Einstein-Gymnasium an. Ich glaube, wir waren schneller als Ronjas Bus. Ich händige Robin noch seinen Beutel aus, wir verabreden uns für die Rückfahrt und ich fahre weiter zur Arbeit zum wunderschönen HefeHof. Damit ich nicht die überfüllte Basbergstraße fahren muss, nehmen ich die Parallelstraßen (Sprengerstraße und Karlstraße), die inzwischen sogar als Fahrradstraßen ausgewiesen sind. Weiter über den Bahnhofskreisel und nach insgesamt 50 Minuten und 15 km bin ich am Büro. Cool – wenn ich diese Strecke im Berufsverkehr mit dem Auto mache, brauche ich auch etwa eine dreiviertel Stunde.
Um viertel nach eins mache ich mich vom HefeHof wieder los und begegne Ronja am Bahnhof auf ihren Bus wartetend. Mal schauen, wer von uns zuerst zu Hause ist!
Robin wartet am Schulzentrum Nord schon am Kreisel auf mich. Die Sonne knallt und ich versorge uns beide sicherheitshalber mit Sonnencreme. Der Ranzen auf dem Rücken war ihm morgens doch zu schwer geworden, also packe den auf meinen Gepäckträger. Dann geht’s wieder los, die gleiche Strecke zurück. Da es inzwischen schon halb zwei ist, sind kaum noch Schüler auf dem Geh-Radweg unterwegs und wir haben quasi freie Bahn. Trotzdem bleibt im Stadtverkehr bei mir immer eine kleine Anspannung und ich bin erleichtert, als wir hinter dem Schulzentrum West wieder auf die Feldwege gelangen. Ab der gefährlichen Kreuzung Richtung Halvestorf geht es nur noch bergauf – wir sind sehr dankbar über die E-Unterstützung. Viertel nach zwei kommen wir zeitgleich mit Ronjas Bus zu Hause an, also haben wir alle gewonnen 😉
Das hat wieder Spaß gemacht. Könnte man ja eigentlich öfter machen. Eigentlich…
Weitere Radgeschichten gibt es hier.
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Klasse Corinna, dass du deinem Sohn die Möglichkeit gibst den Schulweg trotz der Strecke mit dem Rad zu meistern. Und natürlich großes Lob an Robin, dass du Lust auf die Radfahrt hast.
Ich selbst begleite meine Tochter Erna auch gelegentlich auf der Radfahrt zur Schule. An der Strecke Aerzen / Hameln gibt es glücklicherweise durchgehend Radwege, so dass ich ihr den inzwischen bekannten Weg auch ohne meine Begleitung zutraue.
Gefährliche Stellen gibt es auch ein paar, die wir aber gut besprochen haben und in diesem Jahr konnten wir uns sogar über die Entschärfung einer gefährlichen Stelle auf Höhe Selxen freuen.
Gebt nicht auf für eine Entschärfung an der gefährlichen Kreuzung zu kämpfen. Für die abgeschaffte Haltebucht in Selxen gilt der Dank einer unermüdlichen Groß Berklerin.